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Aus meinem Bücherregal

Jörg Müller: Die Veränderung der Landschaft


Nachdem mir der Schweizer Zeichner Jörg Müller bereits als sehr detailreich arbeitender Illustrator des Buchs "Der Bär, der ein Bär bleiben wollte" begegnet ist, habe ich mich nach weiteren Werken von Jörg Müller umgesehen.

Und tatsächlich fand ich unter den Büchern meiner Kindheit zwei weitere Werke von Jörg Müller. Dabei handelt es sich nicht um wirklich Bücher, sondern Mappen mit großformatigen Zeichnungen.

Sie sind erschienen im Verlag Sauerländer und zeigen sehr genau und detailreich die (überwiegend negativen) Veränderungen einer bestimmten Szenerie im Laufe von rund 20 Jahren.

Das Werk "Alle Jahre wieder saust der Presslufthammer nieder" oder "Die Veränderung der Landschaft" ist im Jahr 1973 erschienen. Jörg Müller zeichnet darin die Veränderung eines fiktiven, aber durchaus realistischen Schweizer Dorfes mit dem Namen "Güllen" von 1953 bis 1972.

Die einzelnen Zeichnungen haben jeweils einen Abstand von etwas mehr als drei Jahren und sind wie Momentaufnahmen, ja fast wie Photographien zu sehen: Mal fährt ein Zug durch den Bahnhof, mal ist schlechtes Wetter, unterschiedliche Kinder und Erwachsenen bevölkern die Landschaft.

Die einzelnen großformatigen Zeichnungen haben jeweils ein konkrets Datum, und so zeigen sie nicht nur die Veränderungen im Laufe der Zeit, sondern auch die verschiedenen Jahreszeiten.

Während es sich zu Anfang, also im Jahr 1953, bei dem Ort Güllen in der Schweiz um ein kleines idyllisches Dorf handelt, an dem Kühe auf einer Weide stehen, am Bahnhof der Postbus hält und Kinder am naturbelassenen Weiher spielen, wird der Ort im Laufe der Jahre zu einer modernen Stadt aus Glas und Beton umgebaut.

Zu Anfang sind die Veränderungen noch klein und überschaubar: Da wird eine einzelner Weg durch eine Asphaltdecke zur Straße aufgewertet, da wird die Bahnstrecke zweigleisig ausgebaut, da wird der Bachlauf zum Weiher begradigt.

Doch je weiter die Zeit voranschreitet, desto rasanter geschehen die Änderungen. Jörg Müller zeigt eindrucksvoll, wie der Mensch den Bezug zur Umwelt und zur Natur verliert und sich selbst dabei auch immer mehr einengt.

Am Ende, als das frühere Dorf zur modernen Stadt ausgebaut ist, gibt es für die Kinder zum Spielen keinen Weiher mehr, sondern einen Spielplatz mit einem kompakten quadratischen Sandkasten an einem Einkaufszentrum. Viele Familien wohnen aber ohnehin nicht mehr in der Stadt, sondern sind in neu entstandene Siedlungen an den umliegenden Berghängen bezogen, die früher noch der Landwirtschaft dienten.

Bemerkenswert ist auch hier wieder die Genauigkeit und der Detailreichtum der Zeichnungen. So zeigen die Bilder
wie Photoaufnahmen immer exakt denselben Ort aus genau derselben Perspektive.

Und je länger man die einzelnen Bilder betrachtet, desto mehr Detail offenbaren sich - kleine Veränderungen, zwischen den verschiedenen Zeitpunkten, die man erst nach längerem Studium und Vergleich der einzelnen Darstellungen wahrnimmt.

So bleibt dieses Werk, das lediglich aus sieben (wenn auch großformatigen) Zeichnungen besteht, nicht langweilig. Es gibt viel zu entdecken - und (wenn man es zu mehreren Personen betrachtet) zu diskutieren.

In meinem Video setze ich mich intensiv mit diesem Werk auseinander, ich zeige die Details, die mir in den Zeichnungen von Jörg Müller aufgefallen sind, und ich berichte, was mich bei den einzelnen Szenen besonders beschäftigt und beeindruckt.

Das Werk richtet sich ausdrücklich an Kinder, die spielerisch die Unterschiede zwischen den Darstellungen der einzelnen Zeitpunkte entdecken und so ein Gespürdafür bekommen sollen, wie der Mensch in den vergangenen Jahrzehnten seine Umwelt verändert hat, und mit welchen Folgen die moderne Welt sich weiterentwickelt.

Das die Zeichnungen keine Buchseiten sind, sondern einzelne Blätter, die man separat zur Hand nehmen kann, kann man die verschiedenen Stadien der Landschaft besonders gut miteinander vergleichen.

Gerade der Vergleich zwischen dem ersten und letzten Bild, zwischen denen gerade einmal knapp 20 Jahre liegen, zeigt, die drastisch sich die Welt um uns herum verändert.

Zwar erkennt man noch einzelne Punkte des urspünglichen Dorfes und der umgebenden Landschaft wieder, aber eigentlich erhält man am Ende doch eine komplett andere Stadt.

Aus dem Dorf Güllen ist die Großstadt Güllen geworden, eine Betonwüste, aus der man nach Feierabend und am Wochenende in die umliegenden neuen Wohnsiedlungen flüchtet.

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