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Aus meinem Bücherregal

Die Veränderung der Stadt


Nachdem mir der Schweizer Zeichner Jörg Müller bereits als sehr detailreich arbeitender Illustrator des Buchs "Der Bär, der ein Bär bleiben wollte" begegnet ist, habe ich mich nach weiteren Werken von Jörg Müller umgesehen.

Und tatsächlich fand ich unter den Büchern meiner Kindheit zwei weitere Werke von Jörg Müller. Dabei handelt es sich nicht um wirklich Bücher, sondern Mappen mit großformatigen Zeichnungen.

Sie sind erschienen im Verlag Sauerländer (Aarau, Schweiz) und zeigen sehr genau und detailreich die (überwiegend negativen) Veränderungen einer bestimmten Szenerie im Laufe von rund 20 Jahren.

In dem Werk "Hier fällt ein Haus, dort steht ein Kran, und ewig droht der Baggerzahn" oder "Die Veränderung der Stadt" zeigt Jörg Müller mit Unterstützung von Heinz Ledergerber, wie ein Stadt sich in den Jahren von 1953 bis 1976 verändert. Es ist erschienen im Jahr 1976 und stellt quasi die Vervollständigung des Werks "Die Veränderung der Landschaft" (kurz "Presslufthammer") dar. So sind denn auch die Zeitpunkte der ersten sieben Zeichnungen identisch, Jörg Müller hat in diesem Werk aber noch ein achtes Bild ergänzt.

Auch diese Geschichte spielt in der Schweiz, und auch der Ort Güllen wird wieder erwähnt: Steht "Güllen" zuerst
noch als bloßer Name auf einem Wegweiser, kommt später noch die Entfernungsangabe "12 km" hinzu.

Während die Veränderung der Landschaft (bzw. des Dorfs Güllen) recht lautlos ablief, ist die Veränderung der Stadt von Protesten begleitet. Die Polizei steht mit Schlagstöcken bereit und setzt einen Wasserwerfer ein.

Dieser Protest, den Jörg Müler auf dem 3. Oktober 1972 datiert, kommt allerdings zu spät: Zu sehr ist die Stadt zu diesem Zeitpunkt schon autogerecht umgebaut, und so ist die Stadtautobahn letztlich bloß die Konsequenz aus fast 20 Jahren Neugestaltung.

Es ist eine Stadt des Konsums, der großen Einkaufszentren aus Glas und Stahl, der breiten Schneisen für den motorisierten Indivudualverkehr. Es ist eine Stadt, wie man sie in den 1970er-Jahren an vielen Stellen in Europa findet. An einzelnen Details, wie etwa der Farbe der Verkehrsschilder, erkennt man, daß es sich um eine Stadt in der Schweiz handelt. Aber die Handlung, also die im Ablauf der Graphiken gezeigte Entwicklung, könnte genauso auch zum Beispiel in Deutschland spielen.

Interessant ist auch hier wieder der Detailreichtum, mit dem Jörg Müller die Entwicklung von einer idyllischen Stadt mit Platanen, altem Gebäudebestand mit schönen Fassanden und einer alten Mühle an einem Flußlauf
zur autogerechten Stadt beschreibt.

In den Details wird deutlich, daß es nicht etwa die Stadtplaner, die politischen Gremien sind, die eine schöne Stadt mutwillig zubetonieren.

Sondern es sind viele Kleinigkeiten im Leben der Menschen, die letztlich zusammentreffen und zu dieser Entwicklung führen:

Die Ansprüche an den Wohnraum ändern sich und führen zum Umbau und zum Abriß von Gebäuden. Veränderte Konsumgewohnheiten werden durch Vergrößerungen und Konzentration von Ladenflächen beantwortet. Die Freizeitgewohnheiten der Menschen ändern sich, und so fehlen der alteingesessenen Gastronomie die Kunden.

Hinzu kommen neue Ansprüche an die Mobilität der Menschen. Die alten Straßenbahn wird durch eine schnelle U-Bahn ersetzt, der Kraftfahrzeugverkehr nimmt zu, für ihn werden Straßen verbreitert und ausgebaut.

Jörg Müller zeigt in diesem Graphiken nicht nur die Veränderung der Stadt im Abstand von jeweils etwas mehr als drei Jahren, sondern auch den Wechsel der Jahreszeiten und die Aktivitäten der Menschen:

Zwischendurch liegt mal Schnee, dann brennt es in einer Wohnung, und zu einem anderen Datum werden von Arbeitern gerade Markierungsarbeiten an einer Straßenkreuzung ausgeführt.

Jörg Müller bleibt also auch hier seiner Linie treu, daß man die Bilder wie Photographien betrachten kann. Sie zeigen alle die gleiche Stadt aus exakt derselben Position in derselben Perspektive.

In meinem Video setze ich mich mit den verschiedenen Bildern auseinander, ich zeige die verschiedenen Details, die mir dabei aufgefallen sind, und ich erzähle, was ich in den Bildern als besonders bedeutsam erachte.

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